4K für Live-Produktionen
Mark Grinyer erläutert, wie Sony innovative 4K-Workflows für Live-Produktionen realisiert.
Am Ende des Jahres 2012 machte Sony mit der Einführung der schon jetzt enorm populären Kameras PMW-F5 und PMW-F55 Furore in der Welt der Produktion: Plötzlich war 4K auch für Kunden erreichbar, die nicht über unerschöpfliche Budgets verfügen. Nun geht Sony noch einen Schritt weiter und kündigt ein Sortiment neuer 4K-Produkte an, die den Weg für 4K-Live-Produktionen ebnen sollen. Dank dieser Neuentwicklungen kann die PMW-F55 nun auch für 4K-Produktionen außerhalb des Studios eingesetzt werden, ohne dass dazu die gesamte Übertragungstechnologie modernisiert werden muss. So erleichtert Sony seinen Kunden den Wechsel von HD- zu 4K-Live-Produktionen. Doch Mark Grinyer, Head of Business Development für 3D, 4K und Sport bei Sony, warnt davor, den Sprung in die wunderbare Welt der 4K-Live-Produktion allzu unüberlegt zu wagen.
Einzelchipkameras und Tiefenschärfe
„Bevor man den Wechsel zu 4K in Angriff nimmt, muss man sich einen ganz grundlegenden Unterschied zwischen 4K- und herkömmlichen Kameras klar machen“, erläutert er. „4K-Kameras sind Einzelchipmodelle, Broadcast-Kameras dagegen haben einen Sensorblock aus drei CCD-Sensoren für Rot, Grün und Blau und bieten viel mehr Tiefenschärfe, was für Live-Produktionen wie die Fernsehserie „Top Gear“ ideal ist. Mit einer Broadcast-Kamera kann man also wesentlich leichter eine große Tiefenschärfe erzielen als mit einer 4K-Kamera.“ Die Tiefenschärfe hängt mit der Lichtmenge und der Blendensteuerung zusammen. Dazu Grinyer: „Man muss erst lernen, wie man mit einer Einzelsensorkamera eine vergleichbare Wirkung erzielen kann. Der Kameramann und der Produzent oder Regisseur müssen wissen, wie man [bei 4K-Einzelsensorkameras] mit Objektiv, Fokussierung und Belichtung umgeht, um eine ähnlich Tiefenschärfe wie mit einer Broadcast-Kamera zu erreichen.“
Natürlich ist es keinesfalls unmöglich, mit einer PMW-F5 oder PMW-F55 die Tiefenschärfe einer Broadcast-Kamera mit drei Chips zu emulieren. Aber es ist eine Fertigkeit, die man erst erlernen muss. „Auch bei einer HD-Einzelchipkamera ist es nicht einfach, einen Look zu kreieren, der so gut ist wie bei einer Kamera mit drei Chips“, erläutert Grinyer. „4K-Kameras sind aber viel empfindlicher und haben mehr Blendenstufen. So gibt es eine Fülle an Möglichkeiten, Belichtung, Blende, Objektive und alles andere an der Kamera auf die gewünschte Bildwirkung einzustellen.“ Hat man die Probleme mit der Tiefenschärfe erst einmal im Griff, überwiegen die potenziellen Vorteile einer 4K- im Vergleich zu einer HD-Kamera bei Weitem, selbst wenn man letztlich HD-Material erzeugen will. „Wenn man in 4K aufnimmt und downkonvertiert“, so Grinyer, „sieht das Ergebnis immer noch besser aus, als wenn man in HD aufnimmt. Das liegt zum Teil an der Rauschgrenze und am Signal. Je klarer das Signal, das übertragen wird, desto klarer das Signal, das man letztlich erhält. Das Bild wird besser, da wesentlich mehr Bilddaten zum Downkonvertieren zur Verfügung stehen als bei einem normalen HD-Bild.“
4K-Kameras sind Einzelchipmodelle, Broadcast-Kameras dagegen haben einen Sensorblock aus drei CCD-Sensoren für Rot, Grün und Blau und bieten viel mehr Tiefenschärfe, was für Live-Produktionen wie die Fernsehserie „Top Gear“ ideal ist.
Mark Grinyer
Sony’s Head of Business Development - 3D, 4K & Sports
Kamerapositionen
Ein weiterer entscheidender Aspekt bei 4K ist die Positionierung der 4K-Kameras. Diese will gut überlegt sein, damit man mit den detailreichen, immersiven Bildern ein Maximum an Wirkung erzielt. „Man muss sich fragen, ob es sich lohnt, mit 4K-Kamera genauso aufzunehmen wie in HD, oder ob man die Sache bei 4K ganz anders angehen sollte“, gibt Grinyer zu bedenken. „Bei 4K ist noch nicht klar, mit welchen Strategien man die besten Bilder bekommt und wo man die 4K-Kameras in einem Stadion platzieren muss, damit die Aufnahmen möglichst gut wirken. Das Problem ist das gleiche wie bei 3D. Man muss die besten Kamerapositionen finden.“ „Die zusätzliche Auflösung ist gut für Weitwinkelaufnahmen. Das heißt, man sollte eine Kamera für Weitwinkelaufnahmen des gesamten Stadions einplanen. Vielleicht zeigt sich aber auch, dass eine Kameraposition ganz nah am Geschehen – wie bei 3D-Kameras – bei 4K ebenfalls gut funktioniert. Das müssen wir erst noch austesten“, fügt er hinzu. Live-Produktionen in 4K sind absolutes Neuland und man muss in all diesen Detailfragen Erfahrung sammeln, genau wie seinerzeit bei 3D. Sony ist zurzeit an verschiedenen 4K-Testproduktionen beteiligt, bei denen die besten Kamerapositionen für möglichst eindrucksvolle Aufnahmen ermittelt werden sollen.
Man muss sich fragen, ob es sich lohnt, mit 4K-Kamera genauso aufzunehmen wie in HD, oder ob man die Sache bei 4K ganz anders angehen sollte.
Mark Grinyer
Sony’s Head of Business Development - 3D, 4K & Sports
4K für Live-Produktionen
Darüber hinaus gibt es bei 4K- im Vergleich zu HD-Aufnahmen noch eine Reihe praktischer Details zu bedenken, nicht zuletzt, wie man 4K-Kamerasignale in den Ü-Wagen einspeisen kann, ohne dass es zu Problemen kommt. Sony hat eine Lösung entwickelt, um für seine 4K-Kamera, die PMW-F55, genau dieses sicherzustellen. „Sony hat Geräte gebaut, die die PMW-F55 ergänzen, sodass sie sich in eine 4K-Live-Produktionsumgebung integrieren lässt“, erläutert Grinyer. „Es gibt einen Kameraadapter, der hinten an der PMW-F55 angebracht wird und das Signal vom Kamerakopf in den Ü-Wagen überträgt. Was die Weiterverarbeitung mit der technischen Ausstattung im Ü-Wagen angeht, so unterscheidet sich der Datenstrom einer PMW-F55 nicht von dem einer Broadcast-Kamera. Also lässt sich die PMW-F55 problemlos in den gleichen Workflow im Ü-Wagen integrieren. Nur dass der Datenstrom eben viel größer ist.“ „Bei den Mischern sind die Modelle MVS-7000X und MVS-8000X von Sony 4K-fähig und können 4K-Signale verarbeiten. Man braucht lediglich etwas zusätzliche Software“, fährt Grinyer fort.
Allerdings muss man berücksichtigen, dass die Mischereingänge bei 4K-Produktionen sehr viel schneller belegt sind, denn man braucht pro 4K-Kamerakanal bis zu vier Eingänge im Vergleich zu einem einzigen Eingang bei HD. Außerdem werden bei 4K viermal so viele Daten aufgezeichnet wie bei HD. Also muss man wesentlich größere Datenmengen bewältigen als bei einer HD-Produktion. „Das bedeutet eine gewaltige Veränderung“, fasst Grinyer zusammen. Zur Aufzeichnung dieser gewaltigen Datenmengen bietet Sony das Deck SR-R1000 an, das auf die Anforderungen von 4K ausgelegt ist. „Das Deck SR-R1000 von Sony ist 4K-fähig und künftig wird Sony zusätzlich [den neuen 4K-Codec] XAVC für 4K-Aufnahmen anbieten“, so Grinyer. „Der SR-R1000 eignet sich ideal für 4K-Übertragungswagen. Man kann die Datenströme von zwei 4K-Kameras – bzw. acht HDSDI- oder vier 3D-Datenströme – an einen einzigen SR1000 übertragen.“
Der SR-R1000 eignet sich ideal für 4K-Übertragungswagen. Man kann die Datenströme von zwei 4K-Kameras – bzw. acht HDSDI- oder vier 3D-Datenströme – an einen einzigen SR1000 übertragen.
Mark Grinyer
Sony’s Head of Business Development - 3D, 4K & Sports
Zeit bis zur Marktreife
Kürzlich wurde auf der NAB ein noch nicht produktionsreifer Prototyp eines Kameraadapters für die PMW-F55 vorgestellt, dessen Markteinführung für die IBC im September geplant ist. Preisinformationen liegen zurzeit noch keine vor. Grinyer ist der Ansicht, dass die Einführung dieses neuen Geräts wesentlich zum Siegeszug von 4K für Live-Produktionen beitragen wird: „4K wird sich sehr schnell verbreiten. Mit dem neuen Adapter kann man die PMW-F55 im 4K-Live-Modus einsetzen. Oder man nutzt sie als HD-Hochgeschwindigkeitskamera oder „Run-and-Gun“-Hand-Camcorder. Für die Übertragung mit Ü-Wagen, zum Beispiel bei Live-Sportveranstaltungen, wird sich die PMW-F55 als Set-Kamera durchsetzen“, so Grinyer. „Es gibt bereits ein großes Interesse an 4K für Sport- und andere Live-Veranstaltungen. Das liegt an der Qualität der Aufnahmen und den Vorzügen des Formats bei der Archivierung. 4K hat erhebliche Vorteile für Produktionen aller Art, denn die Nachfrage nach 4K-Material steigt immer weiter und zurzeit wird noch nicht sehr viel davon angeboten.“
Es gibt bereits ein großes Interesse an 4K für Sport- und andere Live-Veranstaltungen. Das liegt an der Qualität der Aufnahmen und den Vorzügen des Formats bei der Archivierung.
Mark Grinyer
Sony’s Head of Business Development - 3D, 4K & Sports