Ist die PXW-FX9 die perfekte Kamera für Filmproduktionen und „Run and Gun“-Aufnahmen?

November 11, 2020

Bericht vom Set der Dreharbeiten für Mitsubishi Motors in Dubai von Timothy Fare-Matthews.

Nach dem bisherigen Verlauf des Jahres 2020 scheint es wahrscheinlich, dass Produktionsbudgets noch weiter gekürzt und noch bessere Inhalte erwartet werden, sodass die von uns gewählten Tools besser als je zuvor funktionieren müssen.

Falls Sie keine Zeit haben, den ganzen Artikel zu lesen, kann ich zusammenfassend sagen – ohne von Sony voreingenommen zu sein – dass diese Kamera nicht genügend gewürdigt wird. Einfach gesagt, die wertvollste Funktion der PXW-FX9 ist die Zeitersparnis, die sie ermöglicht.

Bevor ich erläutere, wie die FX9 diese Fähigkeit unter Beweis gestellt hat, möchte ich mich und meine Arbeit vorstellen.

Mein Name ist Timothy Fare-Matthews, ich bin Kameramann, komme aus Großbritannien und lebe und arbeite in Dubai. Ich bin Mitbegründer von First and Ten Productions (auch bekannt als FTEN), einem der führenden Produktionshäuser Dubais. Wir arbeiten mit Marken bei der Produktion von Online-Video- und Fotoinhalten zusammen. In den zehn Jahren seit unserer Gründung haben wir über 2000 Projekte durchgeführt. Zu unseren Kunden zählen VICE, Red Bull und der Schauspieler Will Smith.

Aufnahmen von Autos waren schon immer meine Leidenschaft. Ich habe schon früh Inhalte produziert, das meiste davon in Großbritannien, bis ich in die VAE zog.

Traumprojekt mit Mitsubishi Motors

Wir hatten das Glück, dass Mitsubishi Motors Middle East and Africa uns gleich nach dem Lockdown damit beauftragte, Werbematerial für den Attrage 2021 zu erstellen.

Es war unser erstes großes Shooting seit Monaten, sodass es uns natürlich wichtig war, uns selbst zu übertreffen. Wir einigten uns darauf, zwei Produktionen in sehr unterschiedlichem Stil innerhalb des Budgets zu liefern, das für eine vorgesehen war.

Im ersten Projekt wollten wir einen Werbespot im TV-Stil mit dem Attrage drehen, der in der sengenden Juni-Hitze durch die Straßen von Dubai fährt. Dazu planten wir Aufnahmen mit Stativ und einer Kardanaufhängung sowie ein handgeführtes Set ein – bei minimaler Teambesetzung und unter hohem Zeitdruck. Dabei kam es insbesondere auch auf die G-Master-Objektive von Sony an und darauf, so viele Automatikfunktionen wie möglich zu verwenden. Bei diesem „Run-and-Gun“-Ansatz gab es nur ein grobes Storyboard, sodass das Kamerateam den Schwerpunkt darauf legte, die unter diesen Umständen besten Aufnahmen einzufangen.

Das zweite Projekt war das komplette Gegenteil: ein Rundgang um vier weitere Mitsubishis in einem klimatisierten Studio mit all der Teamunterstützung, die man sich vorstellen kann. In diesem Shooting wurde die FX9 auf Gleitern montiert und mit Sony Cine-Objektiven ausgestattet. Alle Einstellungen wurden manuell vorgenommen.

Und das ist das Ergebnis.

Timothy Fare-Matthews und Ludovic Blot mit der PXW-FX9

Projekt 1: Auf der Straße

Die ersten Dreharbeiten begannen bereits um 3 Uhr morgens. Dafür hatten wir die FX9 so vorbereitet, dass sie auf eine unserer original Ronin-Kardanaufhängungen passte. Sie ließ sich mit minimalem Aufwand gut ausbalancieren. Hinzu kam ein sehr leichtes E-PZ-18–105-mm-F4-G-OSS-Objektiv von Sony. Da es sich nicht um ein Vollformatobjektiv handelt, konnten wir den 6K-Vollformat-Scanmodus nicht nutzen. Das war aber nicht weiter schlimm, da es uns eher auf einen hervorragenden Brennweitenbereich ankam, der mit der Kamera im Automatikmodus gut funktioniert.

Gemäß Storyboard bestand unsere erste Aufgabe darin, eine Fahrt bei Sonnenaufgang aufzunehmen, die erhaben wirken sollte. Bei diesen Aufnahmen hat mich einer unserer anderen Kameramänner unterstützt: Ludovic Blot. Wir haben schon häufig zusammengearbeitet und haben eine ähnliche Arbeitsweise, sodass seine Mitarbeit an dieser Filmsequenz sehr wichtig war.

Ich wollte ausprobieren, was man mit einem kleinen Team erreichen kann, und testen, was die FX9 im Automatikmodus drauf hat. Ich verwende den Autofokus der FX9 gern bei Aufnahmen von Menschen – die Gesichtserkennung ist einfach richtig gut. Die Frage war jedoch: Gilt das auch bei Autos und dem Einsatz einer Kardanaufhängung? Ich ging also bis zu einem gewissen Grad ein Risiko ein.

Auf dem Weg zu den ruhigen Nebenstraßen der Dubai Marina entschied ich mich, die CBM-App (Content Browser Mobile) auf meinem Handy zu verwenden, um auf die Funktionen der Kamera zuzugreifen. Ich hatte bereits einen Teradek Bolt 500 an der Kamera montiert und einen Monitor seitlich angebracht. Es stellte sich allerdings schnell heraus, dass wir ihn gar nicht brauchten, da die CBM-App unglaublich zuverlässig war.

Dreharbeiten mit der PXW-FX9 von einem LKW-Heck in Dubai

Belichtung, Weißabgleich, Fokus und Brennweite erfordern bei Drehs die volle Aufmerksamkeit. Daher kümmerte sich Ludo um die Kardanaufhängung und den Bildausschnitt, während ich den Rest erledigte.

Es gab einen Moment, als der Bildausschnitt ideal war. Leider hatten wir gerade auf einer der Brücken gedreht, sodass wir direkt auf die Sonne zufuhren. Die Aufnahme war überbelichtet, zu breit und hatte die falsche Farbe. Mit nur einer Schaltereinstellung änderte ich den Weißabgleich, schaltete einen ND-Filter dazu und stellte die perfekte Belichtung ein. Dann zoomte ich auf die Windschutzscheibe – das alles dauerte nicht länger als 10 Sekunden. Ich fühlte mich, als wäre ich in der Zukunft gelandet. Ludo und ich konnten kaum fassen, wie bequem das alles ging.

Mit nur einer Schaltereinstellung änderte ich den Weißabgleich, schaltete einen ND-Filter dazu und stellte die perfekte Belichtung ein ... Ich fühlte mich, als wäre ich in der Zukunft gelandet. Ludo und ich konnten kaum fassen, wie bequem das alles ging.

Wir hatten alle unsere Aufnahmen schon nach einer Stunde im Kasten, sodass wir mehr als pünktlich an den nächsten Drehort umziehen konnten. (Wer hat das schon einmal bei einem Shooting gehört?)

Als nächstes stand ein kleines Eröffnungssegment mit einer handgeführten Sequenz an, in der der Fahrer das Auto starten und beladen sollte. Da ich mich mit der FS7 sehr gut auskenne, war es ein Kinderspiel, die FX9 von der Kardanaufhängung zu nehmen. Dann musste ich mich nur noch um die Schulterhalterung der Kamera und den Handgriff rechts am Gehäuse kümmern und schon waren wir startklar. Wir wechselten von diesem Aufbau zu einem Stativ und dann zurück zur Kardanaufhängung, um einige Aufnahmen im Sonnenuntergang zu machen.

PXW-FX9 mit Kardanaufhängung bei Aufnahmen in Dubai.

Alles in allem haben wir das, was normalerweise drei Tage dauert und fünfzehn Teammitglieder erfordert, an einem Tag mit nur fünf Personen erledigt – einschließlich des Fahrers.

Ich habe folgende Objektive verwendet:
E-PZ-G-OSS-Objektiv von Sony mit 18–105 mm und f/4
FE-GM-Objektiv von Sony mit 16–35 mm und f/2.8
Sonnar T* FE-ZA-Objektiv von Sony mit 55 mm und f/1.8
FE-Makro-G-OSS-Objektiv von Sony mit 90 mm und F2.8
FE-PZ-G-OSS-Objektiv von Sony mit 28–135 mm und f/4 (standardmäßig im Kit enthalten)

Im Wesentlichen handelte es sich also um die Kardanaufhängung, plus Kamera und Objektiv von Sony. Nicht mehr und nicht weniger.

Projekt 2: Studioaufnahme

Nach einem kurzen Abstecher ins Büro richteten wir die Kamera mit 15-mm-Stäben, Matte-Box und Schärfezieheinrichtung ein, sodass die FX9 für das dreitägige intensive Studio-Shooting am nächsten Morgen bereit war. Wir waren total erleichtert, wieder eine Klimaanlage genießen zu können und den Komfort von Kaffee und mehr Teammitgliedern zu haben.

Wir entschieden uns für die Atlas Television Studios in Motor City. Der Kunde hatte ausdrücklich um einen geschmackvollen grauen Hintergrund für alle Fahrzeuge gebeten.

Von Beginn an blieb diese Kamera für die gesamte Produktion auf Stäben oder einem Ronford-Baker-Slider. Sony Professional MEA hatte uns für diesen Dreh das original Objektivset der Cine Alta F55 zur Verfügung gestellt, das aus sechs Objektiven mit Festbrennweiten von 20 mm, 25 mm, 35 mm, 50 mm, 85 mm und 135 mm besteht – alle mit T2, soweit ich weiß. Die 35-mm-Objektive sind zwar extrem gut, bei Drehs mit Autos kommt es jedoch eher auf lange Brennweiten an.

An den drei Tagen probierten wir die unterschiedlichsten Beleuchtungsszenarien aus, sodass die FX9 ihre Leistung auch bei schlechten Lichtverhältnissen unter Beweis stellen musste. Die Kamera hat uns nie im Stich gelassen. Die Bilder waren wunderbar, sodass sie allmählich nur noch eine Nebenrolle bei der Produktion spielten. Ich meine das nicht negativ. Was ich damit sagen will, ist, dass die Bilder keine Probleme bereiteten. So konnten wir den Fokus auf die Beleuchtung und die Details des Fahrzeugs legen und das Shooting genießen.

Dieser Dreh war eines der reibungslosesten, effizientesten und angenehmsten Projekte, an denen ich je gearbeitet habe.

Die Kamera war sicherlich kein kompletter Selbstläufer. Aber da sehr viel reibungslos verlief, brauchte ich nur die Hälfte des Teams, um die Kameraeinstellungen bei Bedarf anzupassen. Daher blieb mehr Zeit für andere Aspekte, die für einen reibungsloseren Produktionsablauf und ein hochwertiges Ergebnis sorgten.

Kameramann mit der PXW-FX9 auf Stativ im Studio.

Fazit

Egal ob Sie ein Fan von Sony sind oder nicht, diese Kameras sind nur Werkzeuge, um einen Job auszuführen. (Mehr nicht.) Was zählt, sind Leistung und Ergebnis. Ich habe schon mit vielen Kameramarken gearbeitet, einige davon bieten erstaunliche Funktionen. In erster Linie bin ich aber Unternehmer und daher stehen für mich Zeitersparnis und glückliche Kunden an erster Stelle.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die FX9 sich bei beiden Produktionen so integrieren und anpassen ließ, wie wir es wollten. Der Wechsel von 49 °C Außentemperatur auf 18 °C innen war kein Problem, ebenso wenig wie die Aufnahmedauer von jeweils über 10 Stunden an vier Tagen. Es gab keine Aussetzer. Sie hat uns nie im Stich gelassen und war vor allem einfach zu bedienen.

Die PXW-FX9 vereint für mich die Stärken des Flaggschiffs VENICE von Sony mit der Robustheit der FS7. Die Kamera tut exakt das, wozu sie erschaffen wurde. Das ist für mich das entscheidende Kaufargument.

Um die Frage zu beantworten, mit der wir angefangen haben: Ja – es gibt eine Kamera, die sowohl bei Filmproduktionen als auch in einem „Run and Gun“-Setup verwendet werden kann.

Es ist die FX9.