Beetlejuice Beetlejuice zum Leben erwecken mit der VENICE 2
Ein Blick hinter die Kulissen mit Haris Zambarloukos BSC, GSC
Der Kameramann Haris Zambarloukos, BSC, GSC war gerade 18 Jahre alt, als Tim Burtons kultige Gothic-Horror-Komödie Beetlejuice in die Kinos kam. Es war erst Burtons zweiter abendfüllender Film, aber er war ein kritischer und kommerzieller Erfolg. Burtons Hintergrund als Stop-Motion-Animator sorgte für einen einzigartigen Look mit einer skurrilen Kombination aus Live-Action, Puppen, Endframe-Animation und praktischen Effekten.
Bei einem derartigen Erfolg schien eine Fortsetzung unausweichlich, aber es sollte 36 Jahre dauern, bis sie in die Kinos kam. Die Dreharbeiten zu Beetlejuice Beetlejuice begannen im Jahr 2023 mit vielen der Stars des Originalfilms, darunter Michael Keaton, Catherine O’Hara und Winona Ryder sowie der Newcomerin Jenna Ortega.
Als er eingeladen wurde, für Beetlejuice, Beetlejuice mit Tim Burton zusammenzuarbeiten, empfand der gefeierte Kameramann Haris Zambarloukos eine Mischung von Gefühlen zwischen Aufregung und Beklemmung.
Vollständige Synchronität
„Tim ist ein genialer Regisseur und sein Einfluss auf das Kino und ich denke, auch auf die Kultur ist wirklich beeindruckend“, sagt Haris. „Jeder kennt die Partitur und die Noten. Aber was etwas wirklich auszeichnet, ist die Einstellung der Person, die diese Noten spielt. Ich denke, es ist diese Einstellung bzw. dieses Gefühl, das nicht im Drehbuch vorkommt, die du als Kameramann beim Regisseur verstehen musst.“
Ein großer Teil von Tim Burtons imaginärer Welt wurde durch das Design der Kulissen, die Ausstattung, die Prothetik, die Kostüme und die Beleuchtung erschaffen. Wo immer es möglich war, wurden praktische Effekte bevorzugt, d. h. es wurden anstelle von CGI Puppen und Effekte in der Kamera eingesetzt. Im Film kamen viele völlig neue Kombinationen von Spezialeffekttechniken zum Einsatz. Eine der größten Herausforderungen für Haris war es, dafür zu sorgen, dass die Vielzahl der Effekte nahtlos ineinander übergehen.
„Wenn man jeden einzelnen Aspekt als Vorführung betrachtet, so wie Tim es tut… …egal, ob es sich um eine Vorführung mit Puppenspiel oder einem Schauspieler oder um SFX in der Kamera handelt… dann müssen alle in vollkomen synchron sein“, betont Haris. „Ich denke, in dieser Hinsicht besteht ein Teil der Aufgabe des Kameramanns darin, dafür zu sorgen, dass alles eingefangen wird und dass alles so harmonisch ist, dass nichts verloren geht.“
Mir gefällt der Farbaspekt des Sony VENICE 2 sehr gut, und ich finde, dass sie Farben großartig wiedergibt.
Haris Zambarloukos, BSC, GSC
Die Farbtechnologie der VENICE 2
Um einen magischen, aber stimmigen Look zu erzielen, entschied sich Haris, den Film mit einer Sony VENICE 2 Kamera zu drehen.
„Mir gefällt der Farbaspekt der Sony VENICE 2 sehr gut, und ich finde, dass sie Farben großartig wiedergibt“, sagt Haris.
Die VENICE 2 Kamera von Sony ist Haris nicht unbekannt, hat er sie doch bereits für die Dreharbeiten zu Kenneth Branaghs A Haunting in Venice verwendet. Und genau wie bei diesem Film entschied sich Haris für den Vollformatmodus der Kamera mit 8,6K 3:2 Open Gate Scan mit Panavison Ultra Panatar- und Ultra Panatar II-Objektiven.
Bei den Ultra Panatars handelt es sich um ältere anamorphotische 1,3-fach-Objektive, die für die Fokussierung zylindrische Elemente verwenden und so einen wirklich einzigartigen Look erzeugen. Ursprünglich für Filme konzipiert, beträgt das endgültige Seitenverhältnis bei Bildseitenverhältnis im 3:2-Modus der VENICE 2 1,85:1.
„Tim hat 1,85 schon immer gegenüber 2,40 bevorzugt“, sagt Haris. „Bei Belfast habe ich wieder angefangen, 1,85 zu verwenden, und habe mich wieder in dieses Format verliebt. Dann habe ich es bei Haunting in Venice eingesetzt und hatte das Gefühl, dass es einfach passt.“
Das Afterlife mit Dual Base ISO
VENICE 2 hat zwei verschiedene ISO-Basiswerte: 800 und 3200. Für Beetlejuice Beetlejuice hat die Möglichkeit, bei 3200 ISO ohne Qualitätsverlust zu filmen, Haris wirklich geholfen, die seltsame Welt von Afterlife auf die große Leinwand zu bringen.
„Tim war natürlich neugierig auf einen extremen Hochgeschwindigkeitssensor und die Idee, dass wir mit 3200 ASA aufnehmen können“, sagt Haris. „Sofort erkannte er die Vorteile von so etwas, insbesondere bei Farbnuancen und Kerzenlicht in Kombination.“
Haris machte ausgiebig Gebrauch von wechselnden und rollenden Farben von LED-Lichtern, oft gemischt mit Kerzenlicht oder „Hexenfingern“.
„Man weiß nicht, woher es kommt, aber es sieht jenseitig aus“, sagt Haris über Hexenfinger. Hexenfinger sind eine mit Gas befeuerte Fackel, die vom Special-Effects-Team des Films zur Verfügung gestellt wurden und eine große, helle Flamme erzeugen.
„Mein Gott, wir bringen wirklich alles durcheinander“, sagt Haris, „und diese Sensoren sind sehr empfänglich dafür. Man weiß zwar nicht genau warum, aber es sieht einfach nicht wie etwas, womit er [Tim Burton] in diesem Ausmaß oder in dieser speziellen Kombination [zuvor] gesehen wurde oder gearbeitet hat.“
Experimentelle Effekte
Wenn du versuchst, neue Looks oder Styles zu kreieren, sind das Testen und das Herumexperimentieren von entscheidender Bedeutung. Für Beetlejuice Beetlejuice haben Haris und die Kameraabteilung viele Tests durchgeführt und mit allen möglichen Techniken herumexperimentiert. Davon haben einige es in den Film geschafft, andere nicht.
„Du suchst ständig nach neuen Möglichkeiten, um interessante Bilder zu erschaffen“, sagt Haris. „Ich war bei unserer Rückblende, in der Beetlejuice seine Frau Dolores trifft und die in dieser Art von Gothic-Kerzenlicht spielt, neugierig, welche Art von Infrarot die Kerzen ausstrahlen würden. Als ich die Szene nur mit Kerzen beleuchtete und sie in Schwarz-Weiß-Infrarot drehte… machte ich einfach ein paar Tests und Tim gefiel es tatsächlich.“
Haris hatte zuvor mit einer modifizierten Sony Alpha Kamera mit Infrarot experimentiert, aber für diesen Film arbeiteten er und sein Team mit Sony und Panavision, um die VENICE 2 Kamera für Infrarotaufnahmen anzupassen. Es gibt eine weitere Szene am Anfang des Films, in der Lydia, gespielt von Winona Ryder, in ihrer Fernsehsendung Ghost House with Lydia Deetz zu sehen ist. In dieser Sequenz sieht das Publikum, was sie als die Geister sieht, die den Besitzern eines Spukhauses zu schaffen machen.
„Das Drehbuch war nicht auf Infrarot ausgelegt“, sagt Haris, aber ich sagte zu Tim: ‚Wäre es nicht toll, wenn wir es in grünem Infrarot drehen und die Augen so weiten, wie sie es in diesen Natursendungen machen?’ Also haben wir einen kleinen Test gemacht und er war begeistert.“
Und so sieht die Szene im Film aus, aufgenommen in Infrarot.
Radfahren mit FX3
In einer denkwürdigen Sequenz ist Astrid, gespielt von Jenny Ortega, enttäuscht wegen der Dinge, die in der Familie vor sich gehen. Sie macht eine Fahrradtour durch Winter River, die malerische Stadt, die das ursprüngliche Heim der Familie Deetz umgibt, und auf dem Weg dorthin passiert etwas völlig Unerwartetes. Haris erwog, Kamerawagen und andere große und komplizierte Ausrüstungen zur Bildverfolgung einzusetzen, um Ortega auf ihrem Fahrrad zu zeigen. Aber er hatte das Gefühl, dass das für diesen Film nicht das Richtige war. Er wollte ein euphorisches, ein immersives Gefühl erzeugen. Daher entschied er sich für diese Szene, die FX3 an einer kleinen Kardanaufhängung zu montieren, der an ihrem Fahrrad befestigt war, sowie an einem Elektrofahrrad für Kamerafahrten.
Testen mit der FX3
„Ich habe mit der Sony FX3 einige Tests durchgeführt“, sagt Haris. „Ich war neugierig auf eine kleinere Kamera, eine mobilere Kamera, und ich dachte, dass es dafür einen Platz geben könnte, insbesondere in der Fahrradsequenz.
„Wenn die Kamera, also das Publikum, auf einem wirklich großen Gerät steht, dann wird auch das Bild selbst eine bestimmte Haltung haben. Es fühlte sich für mich einfach ein wenig freier an, ein wenig punkiger… eine so leichte Verbraucher-Kamera zu nehmen. Die Ausrüstung hatte für mich einfach etwas Teenagerhaftes und ich dachte, dass so die Technik durchscheint ud alles ein wenig eindringlicher wird.“
Haris war sich bewusst, dass die technischen Daten der Sony FX3 auf dem Papier etwas schlechter als die der Sony VENICE 2 sind, aber er war der Überzeugung, dass die FX3 trotz der Unterschiede zwischen den beiden Geräten für diese Aufnahmen sehr gut geeignet war. Da beide Kameras einen sehr ähnlichen Farbraum haben, waren die Abweichungen zu gering, um sie zu beanstanden.
„Der Farbraum beider Kameras ist sehr ähnlich“, sagt Haris, „und ich bin mir bewusst, dass ich das, wenn es falsch ist, störender als alles andere finde, wie z. B. die Anzahl der Pixel usw.“
2024 war an den Kinokassen ein unvorhersehbares Jahr, aber die kreative Vision von Tim Burton und Haris Zambarloukos wurde mit begeisterten Kritiken und einem Einspielergebnis von 111 Millionen Dollar am Eröffnungswochenende gefeiert.