4 Jahreszeiten an einem Tag und ein brodelnder Vulkan
Alister Chapman macht Aufnahmen mit ILME-FX6, ILME-FX3 und Xperia PRO
Seit sehr langer Zeit wollte ich einen ausbrechenden Vulkan aufnehmen. Als nun eine neue vulkanische Spalte am Fagradalsfjall in Island auftauchte, war mein Interesse geweckt. Innerhalb weniger Tage begann sich ein klassisch aussehender Vulkankegel zu bilden und brillante Eruptionen von leuchtend orangefarbener Lava schossen in den Himmel.
Obwohl sich der Fagradalsfjall in einem recht zugänglichen Gebiet befindet, war noch ein Fußmarsch nötig. Es war eine jeweils 2,8 km lange Wanderung mit über 250 m Anstieg. Ich beschloss, zwei Kamera-Kits mitzunehmen. Ich wollte hauptsächlich meine FX6 verwenden, aber dazu noch ein noch leichteres Kit als Backup. Also habe ich auch meine FX3 mitgenommen.
Hauptsächlich wollte ich das Zoomobjektiv der G-Serie (24–240 mm) von Sony verwenden. Obwohl es sich nicht um ein besonders schnelles Objektiv handelt, ermöglicht mir der sehr große Zoombereich, mit einem einzigen Objektiv eine sehr große Bandbreite an Aufnahmen zu machen. Optisch finde ich dieses Objektiv überraschend gut für das, was es ist – es ist ein bisschen wie ein Geheimtipp. Für Nahaufnahmen nahm ich zusätzlich das Objektiv der G-Serie von Sony mit 200–600 mm. Es ist ein großartiges Objektiv. Im Gegensatz zu vielen anderen vergleichbaren Objektiven verlängert es sich nicht beim Heran- und Herauszoomen. Dies erleichtert die Balance bei Aufnahmen auf einem Stativ. Es ist auch sehr scharf und der Autofokus funktioniert brillant. Außerdem hatte ich einen Atomos Ninja V+ für RAW und ein Sony Xperia PRO 5G im Gepäck – das sich über den integrierten HDMI-Eingang als sehr leichter, aber hochwertiger Monitor verwenden lässt.
Frühlingsbeginn
Als ich London verließ, war es ein wunderschöner Frühlingstag, aber ich landete am Flughafen Keflavik inmitten eines Schnee- und Regensturms. Aber egal, ich dachte, es ist Island, das Wetter wird sich bald ändern. Und das tat es auch.
Für die erste Reise entschied ich mich für die FX6, beide Objektive, den Ninja V+, das Xperia Pro und ein leichtes Stativ. Mein Rucksack wog mit Kamera-Kit, Wanderstöcken, Ersatzkleidung und Essen ca. 15 kg.
Der Start der Wanderung war einfach, ein ordentlicher Weg über flaches Gelände und die Sonne schien warm. Als ich den Gipfel erreichte, heulte ein kalter Wind und brachte Gewitter, Regen, Hagel und Schnee mit sich. Ein Großteil dieses Wetters wird durch den Vulkan selbst erzeugt.
Meinen ersten Blick auf den Vulkan bekam ich oben auf einem zweiten Anstieg. In der Ferne, etwa einen Kilometer entfernt, konnte ich riesige Lavafontänen aus dem Kegel des Vulkans spritzen sehen. In der Nähe war der Rand eines riesigen Lavafeldes mit glühenden Ausbuchtungen aus geschmolzenem Fels. Während ich mich dem Vulkan näherte, beschloss ich, am Rand des Lavafeldes ein paar Aufnahmen zu machen, bevor ich mich an die beiden weiteren Anstiege machte, um mich weiter zu nähern.
Nachdem ich einige Aufnahmen vom Lavafeld gemacht hatte, ging ich weiter. Zwei weitere Hügel mussten erklommen werden. Aber es hat sich gelohnt. Ich war jetzt etwa 300 m vom Vulkan entfernt und hatte einen tollen Blick auf die Eruptionen.
Alle zehn Minuten stürzte eine riesige Lavawelle die Hänge des Vulkans hinunter und verschwand in Lavaröhren unter der dunklen Kruste der Lavafelder. Danach folgten zwei oder drei Minuten Lavafontänen, die aus dem Krater schossen. Ich konnte die intensive Hitze auf meinem Gesicht spüren. Dabei wurde ich weiterhin von starken eisigen Winden, Regen und Hagel gepeitscht. Zum Glück hatte ich die in den Objektiven integrierte Bildstabilisierung.
Verwendung des Xperia Pro als Monitor mit der FX6.
1.000 °C
Ich nahm in 4K mit S-Log3 auf die internen FX6-Karten oder im RAW-Format beim Ninja V+ auf. Beim Cine-EI-Modus der FX6 verwendete ich 800EI, dazu kam die standardmäßige s709 LUT für die Überwachung. Bei der Verwendung dieser LUT belichte ich gerne Landschaften, so dass das Bild im Sucher schön und hell ist, aber ich überbelichte es nicht absichtlich. Ich nutzte das integrierte Wellenformdisplay, um meine Belichtungswerte im Blick zu behalten, die s709 LUT zu messen und die hellen Lavaströme um 70 bis 80 % zu platzieren. Ich habe mit 23,98, 60 und 120 Bildern/s gedreht. In den resultierenden Aufnahmen sieht das Video mit normaler Geschwindigkeit sehr oft wie Zeitlupe aus, da der Vulkan so groß ist. Der Krater war etwa 250 m breit und die Lava hat 1.000 °C – ich konnte die Hitze auf meinem Gesicht spüren. Viele der Lavablasen, die im Video durch die Luft fliegen, waren so groß wie Kleinwagen.
Nachdem ich einige Eruptionen von diesem Ort aus gefilmt hatte, beschloss ich, um eines der Lavafelder herumzuwandern, um eine andere Ansicht zu erhalten.
Jedes Mal, wenn es regnete, stiegen riesige Dampfwolken aus den Lavafeldern auf und verliehen ihnen eine mystische Atmosphäre. Ich habe ein paar Facebook Live-Streams von diesem Ort mit dem Xperia Pro gemacht. Um sowohl die Kamera, den Recorder als auch das Xperia aufzuladen, verwendete ich ein paar externe Akkus.
FX3 für den zweiten Tag
Am nächsten Tag stand ich früh auf, da Island zu dieser Jahreszeit fast 24 Stunden Tageslicht hat. Da mich immer noch Schmerzen von den Strapazen von gestern plagten, entschied ich mich, heute mit weniger Gewicht loszuziehen und nur die FX3 anstatt die FX6 mitzunehmen. Wieder einmal war das Wetter alles andere als ideal, aber der Vulkan bot immer noch eine tolle Show. Auch hier habe ich mit S-Log3 mit 23,98, 60 und 120 Bildern/s gedreht. Um die Überwachung zu erleichtern, verwendete ich die integrierte Sucher-Gamma-Assist-Funktion der Kamera, die ein normales Bild vom Typ rec-709 auf dem LCD-Bildschirm der FX3 liefert. Die Farbabgleichverwaltung, sehr ähnliche Codecs und die Verwendung der gleichen Medientypen machen die gemeinsame Verwendung von FX3 und FX6 für dasselbe Projekt sehr einfach.
Es gibt jedoch Unterschiede. Bei Aufnahmen mit der FX3 müssen Sie ND-Filter in Ihr Kit integrieren, da es nicht über den sehr praktischen internen variablen ND-Filter verfügt, der in der FX6 enthalten ist, und es gibt kein Wellenformdisplay, sondern nur ein Histogramm. Aber die Bildqualität ist fast identisch. Als ich mit der FX3 fotografierte, kam mir das Mobiltelefon Xperia Pro als Monitor sehr praktisch vor. Der größere Bildschirm und die wunderbare Zoomfunktion durch Auf- und Zuziehen mit Daumen und Zeigefinger („Pinch to Zoom“) machten die Belichtungs- und Fokusbeurteilung viel einfacher, und es gibt nicht viele 4K-Monitore, die so schlank und leicht wie ein Telefon sind.
Doch erst am letzten Tag meines Aufenthalts konnte das Xperia Pro richtig glänzen. Am dritten Tag tat mir alles weh. Aber ich wollte noch Drohnenaufnahmen machen, da es an den Vortagen zu windig gewesen war zum Fliegen. Also beschloss ich am dritten Tag, nur meine kleine Drohne zum Vulkan mitzunehmen. Aber als ich zu den Lavafeldern kam, stellte ich fest, dass sich neue Lavaflüsse gebildet hatten, die direkt am Rand entlang flossen. So etwas hatte ich bis dahin noch nie gesehen oder gefilmt hatte – und natürlich hatte ich weder meine FX3 noch meine FX6 dabei.
Aber ich hatte das Xperia Pro und es hat 3 ziemlich anständige Kameras mit Objektiven, die das gleiche Sichtfeld wie Vollformatobjektive mit 16 mm, 24 mm und 70 mm bieten. Diese Kameras können mit der App Cinema Pro des Telefons verwendet werden, die eine vollständige manuelle Steuerung sowie einen Look bietet, der den einer Sony VENICE-Kamera nachahmt und beim Verwenden der s709 LUT von Sony einer FX3 und FX6 sehr ähnlich ist. Dies ersetzt zwar keine Kamera wie die FX3 oder FX6, aber ergänzt sie auf jeden Fall sehr gut. Die Aufnahmen der fließenden Lava, die ich mit dem Telefon gemacht habe, sehen ziemlich gut aus.
Am Ende meiner Reise nach Island war ich fast 25 km gelaufen und hatte ein paar Stunden Vulkanaufnahmen gemacht. Trotz des manchmal schlechten Wetters hatten alle meine Geräte einwandfrei funktioniert. Auch mein Timing war nahezu perfekt gewesen – nur wenige Tage später strömte die Lava aus einem Becken heraus und schnitt die von mir zuvor benutzten Wanderrouten ab.
Ideales Kit?
Würde ich etwas anders machen, wenn ich mich nochmal auf so eine Reise begeben würde? Nun, ich bin ein zweites Mal zurückgekehrt und habe fast genau das gleiche Kit mitgenommen. Die FX3 liefert hervorragende Bilder, sie ist sehr leistungsfähig und mit dem Xperia Pro als Monitor können Sie einen sehr leichten Rig zusammenstellen, ideal für Fernaufnahmen, bei denen geringes Gewicht von entscheidender Bedeutung ist. Aber mein Favorit für diese besondere Art von Aufnahmen bleibt die FX6. Sie ist eine großartige Kamera für diese Art von Aufnahmen aus der Ferne und bleibt meine erste Wahl. Sie ist schwerer und sperriger als die FX3, aber die eingebauten ND-Filter, der bessere LCD-Bildschirm, die LUTs und die Ergonomie, die besser für das Filmen mit einem Stativ geeignet ist, machen die FX6 zu meiner bevorzugten Kamera.
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