Szenen-Dekonstruktion mit Kate McCullough ISC

September 14, 2023

Einleitung

Nach ihrem Abschluss an der berühmten Lodz Film School arbeitete Kate an mehreren preisgekrönten Dokumentarfilmen und dann an Episoden der Drama-Serie Normal People, die 2021 den Irish Film & Television Award in der Kategorie „Beste Kamera“ gewann. Anschließend drehte Kate den irischen Film An Cailín Ciúin (The Quiet Girl) mit einer Sony VENICE. Er gewann 2022 den Irish Film & Television Award in der Kategorie „Beste Kamera“ sowie einen Excellence in Cinematography Award bei den European Film Awards und ist der erste Film in irischer Sprache, der für einen Academy Award in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ nominiert wurde.

The Quiet Girl ist ein Coming-of-Age-Drama von Colm Bairéad (Drehbuch und Regie). Der Film spielt 1981 und zeigt das zurückgezogen lebende neunjährige Mädchen Cáit, das zum ersten Mal ein liebevolles Zuhause erlebt, als sie bei Verwandten im ländlichen Irland Urlaub macht.

Szenen-Dekonstruktion: wichtige Erkenntnisse

  • Wenn die Sonne bei Außenaufnahmen nicht da steht, wo man es möchte, können Spiegel verwendet werden. So lässt sich das Sonnenlicht umleiten oder reflektieren, um den gewünschten Look zu kreieren.
  • Eine geringe Diffusion, z. B. durch einen 1/8 Black Pro-Mist Filter, kann Highlights abmildern.
  • Ein schmales Seitenverhältnis (1,37:1) wurde verwendet, um eine größere Welt außerhalb der unmittelbaren Wahrnehmung von Cáit zu suggerieren. Dies zwang Kate, sich ihrer Komposition auf eine neue Art und Weise zu nähern, die sie als anregend empfand.

Ankunftsszene von Cáit

In dieser Szene kommt Cáit bei ihren Verwandten an. Wir sehen, wie sie auf dem Rücksitz eines Autos aufwacht, das eine von Bäumen gesäumte Straße hinunterfährt, während Sonnenstrahlen sie streifen. Das wechselnde Licht verleiht ihrer Ankunft eine zusätzliche Intensität. Kate arbeitete mit dem ersten AD zusammen, um Phasen mit hellem Licht zu haben, in denen sie für ein oder zwei Stunden draußen Aufnahmen machen konnten. Da die Produktion nicht über einen Remote-Kopf verfügte, musste Kate zum Aufnehmen in das Auto steigen.

Frau vor dem Haus mit Spiegeln, die für das gewünschte Licht verwendet werden

Kate nutzte ein VENICE-Verlängerungssystem, da die kompakte Größe des Kamerakopfes es ihr ermöglichte, in die kleinsten Ecken des Autos zu kommen. Kate ist begeistert, dass sich die Sensoreinheit der VENICE vom Hauptkameragehäuse trennen lässt, sodass sie ansonsten unmögliche Winkel erreichen kann.

Kate ist der Meinung, dass für die Autoaufnahmen die Verwendung des Vollformats und hohen Bildseitenverhältnisses – bei dem die Decke und Krümmung der Fenster zu sehen sind – ein starkes Gefühl des Vorortseins vermittelt.

In der Szene, in der Cáit aus dem Auto steigt, war die Sonne nicht an der richtigen Stelle. Daher verwendete Kate Spiegel, um das Sonnenlicht zu reflektieren und den gewünschten Lichteffekt zu erzeugen.

Die Weitwinkelaufnahmen in der Szene werden verwendet, um dem Publikum zu zeigen, was jenseits von Cáits eigentümlicherem und manchmal engerem Blickwinkel geschieht.

Schulszene

Cáit sitzt an ihrem Platz. Dann rennen Klassenkameraden vorbei und stoßen an diesen, sodass ein darauf stehendes Getränk umfällt. Die Szene musste dreimal aufgenommen werden, da keine sauberen Kostüme mehr vorhanden waren.

Cáit sitzt an ihrem Platz und Wasser spritzt

Beim ersten Take reagierte die Schauspielerin, die Cáit spielt, zu früh, beim zweiten Take zu spät. Also musste der dritte Take perfekt sein – und glücklicherweise war er das.

Für die Schulszenen wurde ein Satz Angenieux-Zooms verwendet, einer mit 22 bis 60 mm und einer mit 45 bis 135 mm, die sehr gut zu den Festbrennweiten passten. In einer Aufnahme sehen wir Cáit, die von der Schule wegrennt. Hier wurde ein langsamer Zoom verwendet, um das Gefühl zu vermitteln, dass man Cáit folgt, aber nicht mithalten kann.

Es wurden kompliziertere Methoden in Betracht gezogen, aber man hinkte dem Zeitplan hinterher. Manchmal zwingen einen diese Einschränkungen dazu, einen anderen Weg zu gehen, der besser sein kann.

Laufszene

Hier sehen wir, wie Séan Cáit die Aufgabe gibt, zum Briefkasten zu laufen. Die Aufnahme findet draußen unter dem Schatten einiger Bäume an einem hellen und kontrastreichen Tag statt. Für die Endposition hat Kate einen 8×8 Ultra Bounce-Reflektor verwendet, um die Schatten zu verstärken. Zur gleichen Zeit nutzte sie einen 1/8 Black Pro-Mist Filter, um die ansonsten intensive Sonneneinstrahlung abzumildern.

Nahaufnahme von Cáits Gesicht

Dann sehen wir Cáit, wie sie so schnell wie möglich eine von Bäumen gesäumte Straße hinunterläuft. Die Aufnahme erfolgte mit einem Golfwagen mit Black Arm und Ronin 2. Für die Nahaufnahmen zum Schluss wurde die VENICE mit der Zeitlupen-Funktion verwendet. Laut Drehbuch sollte Cáit sich zum ersten Mal wirklich lebendig fühlen. Und dies gelang Kate beim Drehen der Szene.

Frau vor Gutshaus

Der Großteil des Films wurde mit einem 35-mm-Objektiv aufgenommen, wobei ein 50-mm-Objektiv für Nahaufnahmen und ein 28-mm-Objektiv für Weitwinkelaufnahmen verwendet wurde.

In Bezug auf den Look des Films sagt Kate, dass der VENICE-Sensor alles möglich macht. Sie arbeitet mit einer Koloristin zusammen, die ihre Sensibilität teilt, um den gewünschten Look des Films zu erhalten.

Szene mit Licht an der Wand

Diese Szene findet in einem kleinen dunklen Schlafzimmer im Gutshaus statt. An einer Wand sehen wir ein Quadrat aus leicht wechselndem Licht vom gegenüberliegenden Fenster. Als Kate sich zum ersten Mal mit dem Regisseur traf, bemerkten sie, dass es diese subtile Projektion von Licht auf die hintere Wand des Raumes gab. Obwohl sie keine Geistergeschichte erzählten, vermittelte dies ein Gefühl der Präsenz im Raum. Die Herausforderung lag dann in der Reproduzierung.

Schlafzimmerszene mit Lichteffekt an der hinteren Wand

Die Lösung bestand darin, eine 12K Fresnel-Lampe auf einem Genie-Ausleger durch einige Bäume direkt vor dem Raum zu richten. Mit einer Windmaschine sollten die Äste der Bäume bewegt werden, aber an dem Tag war der Wind ausreichend und das Licht an der Wand wechselte.

Für viele Szenen, die im Freien bei wechselndem oder natürlichem Licht aufgenommen wurden, fand Kate die in die VENICE integrierten ND-Filter sehr nützlich. Die Möglichkeit, einen Schalter zu betätigen und das optimale Maß an ND für die wechselnden Bedingungen auszuwählen, war äußerst nützlich.

Cáit blickt durch ein Fenster

Für Kate war der größte Faktor bei der Auswahl der VENICE für diesen Film die Empfindlichkeit des Sensors. Sie fand die Reinheit des Bildes außergewöhnlich, mit einem massiven 7-stufigen Dynamikbereich auf beiden Seiten der Mitte. In Momenten mit großem Dynamikbereich kann man so kreativ und selbstbewusst sein.

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